The Woodsman
Nach zwölf Jahren im Gefängnis scheint Walter (Kevin Bacon) auch in Freiheit die soziale Isolation vorzuziehen. Den Arbeitskollegen geht er aus dem Weg und in seinem kleinen Apartment lebt er zurückgezogen, wie in einer Zelle, die statt Gitterstäben heruntergelassene Jalousien vor den Fenstern hat.
Erst durch die selbst bewusste Kollegin Vickie (Kyra Sedgwick) beginnt Walter sich langsam zu öffnen. Sie spürt, dass er ein dunkles Geheimnis mit sich herumträgt, und als er ihr schließlich davon erzählt, ist es für beide nicht leicht, damit umzugehen: Walter ist pädophil. Und so sehr er sich dafür hasst, so sehr ist er diesen zwanghaften Neigungen doch ausgesetzt. Und als er eines Tages einem jungen Mädchen folgt, scheint die Hoffnung auf ein “normales“ Leben wieder zu schwinden.
Mit ihrem Debütfilm ist Nicole Kassell die schwierige Gradwanderung gelungen, das Thema sexueller Missbrauch aus Sicht des Täters zu erzählen, der in der Gesellschaft zum Opfer wird. Die Tat kann nicht mehr rückgängig gemacht werden, aber wie gehen wir mit solch einem Menschen um? The Woodsman will keine Antworten liefern, sondern sich dem Thema annähern, ohne es emotional auszuschlachten. Dabei entwickelt der Film anhand des großartigen Zusammenspiels von Kamera, Schnitt und Sound eine visuelle Intensität gepaart mit einem beeindruckenden Kevin Bacon. Die Geschichte eines Mannes im Kampf gegen seine Dämonen.
USA 2004, 87 min., Regie: Nicole Kassell, Darsteller: Kevin Bacon, Kyra Sedgwick, Mos Def