Darwins Alptraum
Filme über Afrika bekommt man hierzulande nur selten zu sehen und selbst in den Nachrichten taucht der Kontinent kaum auf. Dabei spielen sich in diesem Land Tragödien unvorstellbaren Ausmaßes ab, die außerhalb kaum wahrgenommen werden. Der österreichische Regisseur Hubert Sauper schaut da hin, wo es weh tut. Zunächst fängt alle ganz harmlos an. Für Forschungszwecke setzte man eine neue Spezies, den Nilbarsch, im Viktoriasee aus, der sich rasch vermehrte. Mittlerweile hat dieser gefräßige Räuber fast die gesamte Fischpopulation verschlungen und der See droht umzukippen. Eine ökologische Katastrophe, wäre das Filet des Nilbarschs nicht weltweit eine so gefragte Delikatesse. Und während große Transportflugzeuge den Fisch in die reichen Industrieländer fliegen, bringen sie auf dem Hinflug von dort noch ein par Waffen mit, damit die vielen Kriegsherde in Afrika nicht erlöschen. Für die Menschen im Land bleiben nur die Reste, profitieren tun andere.
Hinter jeder Globalisierungskritik stehen menschliche Schicksale, und das Perfide daran ist, dass wir an ihnen profitieren. Darwins Alptraum zeigt auf bestürzende Weise, wie Menschen an der Quelle einer natürlichen Ressource zugrunde gehen, damit der Rest der Welt über preisgünstige Produkte verfügt. Tansania steht hier stellvertretend für die gesamte Dritte Welt.
Die Protagonisten im Film begegnen sich nicht, sind aber durch die wirtschaftlichen Strukturen miteinander verbunden. Das Beeindruckende an diesem Film ist, wie hier komplexe Prozesse der Weltordnung transparent gemacht werden, ohne dabei den Menschen aus dem Blickwinkel zu verlieren.
In einer der erschütternsten Szenen sieht man Arbeiter, die Fischabfälle aufsammeln und zum Trocknen auf Holzstangen hängen. Dabei stehen sie bis zu den Knöcheln in fauligem Morast aus Fischkadavern und Maden, während ihnen die freigesetzten Ammoniakgase die Augen verätzen. Und während diese Menschen sich glücklich schätzen, Arbeit zu haben, sind es die noch Ärmeren, die sich von diesen getrockneten Abfällen ernähren müssen. Sie stehen am Ende dieser Nahrungskette. Ein Film, den man so schnell nicht mehr vergessen wird. Und das ist auch gut so.
F/A/B 2004, Regie: Hubert Sauper, 107 min.
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