Dias de Santiago
Thursday, December 8th, 2005
Der 23 jährige Santiago Román (Pietro Sibille) versucht sich wieder an den Alltag zu gewöhnen. Gerade kämpfte er noch in der peruanischen Armee und tötete täglich Menschen, jetzt läuft er ziellos durch die Straßen von Lima und fühlt sich fremd. Überall sieht er Missstände, gegen die er am liebsten gewaltsam vorgehen würde, doch er reißt sich zusammen. Seine persönliche Situation sieht nicht viel besser aus. Er findet keinen Job und seine zerrüttete Familie gibt ihm keinen Halt. So trifft er sich mit Kriegskumpanen, denen es ähnlich geht. Doch die scheinen sich bereits mehr von der Realität entfernt zu haben, als er. Durch einen Taxijob lernt er vier junge Mädchen kennen und muss erkennen, dass er trotz Sympathie nichts mit ihrem Leben gemeinsam hat. Als schließlich die familiäre Situation eskaliert, bricht für Santiago die letzte feste Konstante weg und es gibt keine Werte mehr, an die er glauben kann.
Dias de Santiago zeigt nicht die Gräuel des Krieges, sondern seine lautlosen Spuren. Wenn Santiago sich zu Fuß oder mit dem Taxi argwöhnisch durch die Straßen bewegt, ist ihm der Krieg stets auf den Fersen. Die vielen Parallelen zu Scorseses Taxi Driver sind glaubhaft auf die peruanische Realität übertragen und entfalten ihre ganz eigene Dramatik. Mit seiner ausdrucksstarken Bildersprache gelingt es dem Film, die innere Zerrissenheit der Hauptfigur transparent zu machen. Bedrückend, aber sehenswert.
Peru 2004, 83 min., Regie: Josué Méndez, Darsteller: Pietro Sibille, Marisela Puicón